Im Jahr 2009 hatten so ein paar coole Typen ne geile Idee. Die beiden hießen Arne und Tobias. Ich habe von der Idee gehört und gefragt ob ich mitmachen darf. Die hatten nichts dagegen und so habe wir uns diesen Traum erfüllt und sind im Sommer 2009 quer durch Marokko und Südspanien mit dem Fahrrad gefahren. Insgesamt 1250 km mit Hitze, Steigung und Gegenwind, aber auch mit grandiosen Sonnenuntergängen, himmlischen Szenen und armen, aber fröhlichen Menschen. Damit ihr auch ein bisschen daran teilhaben könnt, hier eine Karte mit Bildern und der Strecke. (Unter der Karte geht es mit einem Bericht weiter)
Hinweise zur Karte
Auf der Karte könnt ihr die Route, die wir fuhren fast genau verfolgen. Natürlich sind wir nicht über Wiesen gefahren, sondern auf der blauen Markierung am nächsten liegenden Straße. Die Bildpunkte habe ich versucht genau dort zu setzen, wo auch die Bilder entstanden sind. Allerdings ist mir das nicht immer genau gelungen. So habe ich in Casablanca unser Hotel nicht wiedergefunden. Keine Ahnung, wie wir das gefunden haben ;-) Ansonsten könnt ihr durch reinzommen mehr Punkte anzeigen lassen. Durch einen Klick auf die Punkte kommt Text dazu zum Vorschein. Ich hoffe es funktioniert alles.
Bericht
Kleiner Bericht zu der Reise, den ich auch mal in den News geschrieben habe:
Da ich heute Abend ein bisschen Zeit habe, möchte ich euch noch kurz einige Bilder von Marokko zeigen, die natürlich nur einen minimalen Einblick in unsere wundervolle Tour durch dieses Land der vielen Unterschiede zeigen kann.
Dieses Bild entstand im westlichen Teil von Marrakesch (dabei ist westlich nicht auf Westen sondern auf den Westen bezogen, klar?), also bevor wir uns das erste mal in die Marokkanische Wildnis wagten. Zu diesem Zeitpunkt glänzten unsere Anzüge noch strahlend weiß und die Fahrräder waren heil. Naja, bis auf Arne’s, denn er hatte schon morgens im Hotel vor dem Losfahren einen Platten ;-) .
Wie ich es in meinem ersten Beitrag aus Marokko schon erwähnte, gefiel uns das Hotel, an dem wir abends ankamen nicht ganz so doll. Das Foto zeigt das Lochklo mit der perfekt eingerichteten Spülung. Als wäre diese Brutstelle der Keime nicht genug, lief das Duschwasser durch ein Rohr auch dorthin. Aber die Betreiber waren ja nicht dumm. Sie führten dem Duschwasser einfach Benzin zu, um die Keime abzutöten.
Auch der nächste Tag versprach ein bisschen sonnig zu werden. So konnten wir auch feststellen, dass es über 40°C im Schatten waren, allerdings gab es keinen Schatten. Die Sonne stand im Zenit.
An dem Tag erlebten wir auch unseren ersten großen Berg. Bei voller Hitze und ohne Schatten mussten wir einen steilen Berg hoch – gegen den Wind. Danach waren alle Reserven aufgebraucht und wir hatten keinen Bock mehr, aber die Stadt, wo wir hin wollten (Settat), war noch 20 km entfernt. So mussten wir weiter kämpfen, immer noch gegen den Wind.
Ich habe bisher gar nicht erwähnt, wie dreckig dieses Land war. Man kann es sich aber vorstellen, wenn man bedenkt, dass alle Leute viel Trinken müssen und es nur diese typischen Plasteflaschen gibt. Dann wird aus einem Feld mal schnell ne Müllhalde. Den Rest macht der Wind. Allerdings stört es die Leute auch nicht besonders, wie wir es an einigen Stellen live erleben konnten. Das Foto stammt vom Blick aus unseren Hotel in Settat.
Während wir durch die großen Städte fuhren, konnte man Richtung Norden feststellen, dass alles viel westlicher wurde. So wurde die Medina, also die Altstadt, immer kleiner und immer mehr von Touristen bevölkert. In der Medina wurde einfach alles verkauft. Angefangen von Klamotten, Schuhen, Messern, Säbeln, Lampen, Schmuck, Souvenirs über Lebensmittel, Brot, Fleisch, Fisch bis zu lebendigen Tieren, wie zum Beispiel gefärbte Küken. Das Fleisch lag aber nicht gekühlt, wie bei uns, sondern schön mitten in der Sonne oder wie auf dem Foto auf einem dreckigen Tisch.
Nach einigen schönen Tagen entschieden wir uns noch einen kleinen Umweg über die Berge nach Tetouan zu machen. Wir rechneten mit drei bis vier schweren Anstiegen und 90 km Fahrt. Sozusagen an einem Tag vom Atlantik bis ans Mittelmeer. Da wir am Abend zuvor schon den ersten großen Anstieg (mit Angst, dass das Wasser nicht reicht) hatten, ging es morgens gleich bergab und wir schafften die ersten 40 km in weniger als zwei Stunden. Dann kam der erste große Anstieg und wir wussten danach irgendwie gar nicht, wie wir den so schnell hochkamen. Nach der Siesta kam dann noch ein richtiger Anstieg. Auf dem Foto sieht man das Tal aus dem wir kamen. Um auf den Berg zu kommen mussten wir eine vierspurige Straße nehmen, die verdammt steil war. Aber wir haben es geschafft und konnten auf der Abfahrt neue Geschwindigkeitsrekorde aufstellen (ich habe bei 65 km/h gebremst, schneller habe ich mich nicht getraut).
Angekommen in Tetouan, fanden wir ein nettes Hotel direkt am Kreisverkehr, der auch die Stadtmitte darstellte. Zuerst fanden wir die Nähe zum Zentrum ganz gut, allerdings bemerkten wir später, dass durch die Vorbereitungen zur Feierlichkeit den zehnjährigen Königsjubiläums die ganze Stadt ein großes Fest war. Palmen war kindisch geschmückt. Musik spielte die ganze Nacht. Überall hingen Marokko-Flaggen. Auf der Hauptstraße wurde ein roter Teppich ausgerollt. Und dass alles nur, weil der König zu Besuch kam. Ich konnte die ganze Nacht nicht pennen, weil mir die Musik, die vielen Leute und die Hitze auf die Nerven ging. Generell konnte ich Marokko nicht so gut schlafen.
Am nächsten Tag wollten wir uns dann von der Bergetappe erholen und nur einmal schnell über dir Grenze nach Sebta fahren, wieder zurück und uns was zum Pennen suchen. Sollten was bei 50 km werden, also ganz ruhig. Fing auch ganz ruhig an, die erste Stunde geschafft und schon hatten wir die 25 km voll. Wir machten eine Pause und dann machten wir uns auf den Weg über die Grenze (Foto). Das ist schon wieder eine Geschichte für sich, ich kann hier ja nicht alles erzählen, bzw. niederschreiben. Wir hielten uns in Spanien (Sebta) etwa eine Stunde auf und machten uns dann auf den Rückweg über die Grenze. Dann waren wir schon über die 45 km geschritten und wollten uns nur noch auf die Suche nach einem Schlafplatz machen, denn es war schon gegen 6 Uhr. Laut Karte sollten wir einen Kamm überqueren, der 65 Meter hoch war und dann konnten wir wieder ans Wasser fahren.
Ha, 65 Meter, lächerlich. Wir sind fast gerade (was man im Hintergrund sieht, ist das Mittelmeer) den Berg hochgefahren. Auf dem Kamm waren wir dann bei 600 Höhenmetern. Wir sind also innerhalb von 5 km Strecke 600 Höhenmeter gefahren. Das war schon ganz schön steil für so einen Ausruhtag. Aber das war noch nicht alles. Es ging weiter Berg hoch, Berg runter. Natürlich mit Licht. Berg hoch ging es steil, Berg runter auch, allerdings lag dort noch Geröll im Weg, welches durch unsere Lampen natürlich viel zu spät erblickt wurde. Sehr gefährlich. Nach vielen kleinen und großen Geschichten in dieser Nacht machten wir es uns nach über 100 km auf einer Wiese mit trockenen Huffladen gemütlich. Es war 3:30 Uhr. Um 8 Uhr wurden wir dann vom Vieh geweckt.
Wir überquerten dann die Meerenge und entschlossen uns noch einen kleinen Rundkurs durch Spanien zu machen, da wir noch viel Zeit hatten. Am dritten Tag auf der Strecke wussten wir, dass wir es mit den höchsten Bergen auf unserer Tour zu tun bekommen, allerdings hatte ich sie mir nicht so anstrengend vorgestellt. Wir waren ja schon wirklich was gewöhnt, aber das war einfach zu doll. Hitze. Berge. Kein Wasser mehr. Keine Zivilisation. Das war richtig hart.
Nach dem Rundkurs machten wir es uns wieder am Mittelmeerstrand gemütlich. Wie ihr auf dem Foto sehen könnt, schon mal wieder mit Bier. Da wir ja die einzigen am Strand waren, machten wir uns breit. Den Müll räumten wir natürlich morgens immer weg. Da waren wir uns dann doch immer einig. Auch wenn es die Einheimischen da nicht so eng sahen.
Leider sind die Spanier nicht so ein fahrradaktives Volk, wie wir. Auf der Strecke von Gibralta über Marabella nach Malaga gab es nur zwei Straßen. Eine Autobahn und eine Schnellstraße. Keinen Fahrradweg oder Fußweg, teilweise noch nicht mal einen breiten Seitenstreifen. Wir waren also gezwungen auf der Schnellstraße zu fahren. Seit diesen 100 km auf diese viel befahrenen Straße direkt am Verkehr, habe ich wenig Angst vor den deutschen Straßen.
Am Zielort angekommen ließen wir natürlich keine Möglichkeit aus, die Tour durch ein wenig Alkohol noch einen Feier-Sinn zu geben. Teilweise uferte diese Stimmung auch aus. Im großen und ganzen habe wir die übriggebliebene Zeit aber optimal genutzt. Wir haben eine für uns passende Pension gefunden und hier und da auch mal ein Bier getrunken. Wir waren Schwimmen, Tanzen, Essen. Wir haben Leute kennengelernt und den Flughafen gefunden. Fahrräder eingepackt und uns auf den Rückweg gemacht.
Ich hoffe ich konnte euch einen kleinen Einblick in die drei Wochen Fahrrad pur geben. Über ein bisschen Feadback würde ich mich freuen.
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